Normal ist nicht normal
Beobachten Sie einmal, wie oft Sie an einem Tag „das ist doch nicht normal!“ oder „verrückt“ oder „Wahnsinn“ sagen. Wahrscheinlich ganz schön oft. Gemeint sein, kann damit sehr viel Verschiedenes. Und genau das ist der Punkt: „Normal“ ist nicht normal, das ist eine Erfindung. Normal ist nur, was Sie in ihrer Welt für solches halten. Für eine andere Person mag das so nicht stimmen, sogar verrückt sein.
Dennoch brauchen wir das subjektive Gefühl von Normalität, die unsere Wohlfühlzone markiert und jubelnde Höhen, wie traurige Täler zu erleben erst möglich macht.
Problematisch wird es, wenn Politiker oder Spießbürger Normalität festschreiben wollen. Ist es nicht die Vielfalt unserer Gesellschaft, die Buntheit menschlicher Wahrnehmung, die Ideen abseits des Mainstreams.Das alles macht unsere Weiterentwicklung erst möglich. Wie Mark Twain meinte: „Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, wird es Zeit, sich zu besinnen.“
Auch die Psychologie läuft in ihrer naturwissenschaftlichen Ausrichtung fallweise Gefahr definieren zu wollen, was denn normal ist und was nicht.
Ich bin überzeugt, dass es vielmehr darum geht, das Wertesystem eines Menschen zu verstehen und sein Sosein zu akzeptieren. Dazu brauchen wir keine „Normal-Kategorie“. Was wir brauchen, ist mehr Achtsamkeit und Offenheit gegenüber der Vielfalt menschlicher Ausdrucksformen und Neugierde auf Ver-rücktes, das das eigene kleine Normalitätskästchen ein wenig aufzurütteln mag.
Das Einlassen auf andere Welten kann auch meine eigene Welt transformieren.